„Finsternis kann keine Finsternis vertreiben. Das gelingt nur dem Licht.“ Martin Luther King

 

Die Fotografie kann die Selbstwahrnehmung unterstützen im Sinne der Selbstrefexion und bildet immer eine Dyade ab: Ein Mensch, der sich einem Foto aussetzt und ein Mensch, der sich ein Bild, ein Foto davon macht.

Die Gespräche darüber sind in der Psychotherapie sehr offen, sehr nah, sehr intim.

Die Fotografierten wünschen sich in dem Bild, dass ich von ihnen gemacht habe, Wohlgefühl und erkennen vielleicht doch Züge, die sie wertschätzen können. Gespräche darüber können zu tiefen (Selbst) Erkenntnissen  führen und Verarbeitungen fördern, die in einem Bild erkennbar werden.
Es ist wie in der Psychoanalyse: ein Übertragungs-Phänomen, eine Interaktion von Übertragung und Gegenübertragung die in einem Foto festgehalten wird. Die Vorstellung, die man von sich selbst hat, ist nicht immer deckungsgleich mit dem, was man auf dem Foto sieht.
Der Blick von außen auf sich, der Abstand, lässt Gefühle, Verständnis und Empathie sich selbst ggü. besser zu. Du kannst dich sozusagen selbst in den Arm nehmen.

 

Studien u.a. von (Diehl, Zauberman, & Barasch 2016) zeigen positive Korrelationen zwischen dem Fotografieren und Wohlbefnden in Bezug auf Motive mit positiven Ereignissen und Erfahrungen. Der Moment wird außerdem dauerhaft lebendig gehalten.

Fotografieren ist eine positive psychologische Intervention.

Dr. Jaime Kurtz beschreibt den Genuss, also das Vergrößern oder Verlängern eines positiven Moments, als Weg bzw. Beitrag zu einem erfüllten Leben in ihrem Arbeitsbuch „Positively Happy“. Ihre Forschung stimmt mit den Erkenntnissen des Diehl-Forschungsteams überein.

Ein wichtiger Faktor ist das Ausmaß der individuellen aktiven Entscheidung, in dem sich die Klient*innen mit dem Erlebnis beschäftigen und in das Geschehen gezogen werden. Durch die intensive Beschäftigung mit dem (neuen) Fokus wird die Aufmerksamkeit der Gedanken auf ein (positives) Geschehen gelenkt, was mit einer tiefgreifenden Veränderung des mentalen Zustands einhergeht. Durch die aktive Teilnahme werden positive Emotionen intensiviert und die Stimmung erhellt.

Weiterhin fördert Anerkennung die Motivation bzw. Engagement weiterzumachen (z.B. Fotografieren), denn überwiegend positives Feedback führt zu Konditionierungs- und Verstärkungsprozessen des Verhaltens.

 

 

Fototherapie ist und dient auch als nonverbales Kommunikationsmittel, um Zugang zu unbewussten Motiven, Emotionen, Einstellungen oder Blockaden zu ermöglichen. Die erstellten Bilder können als projektive Möglichkeit dienen, den behandelnden Therapeut*innen, die Gedanken und Gefühlswelt ihrer Klientel besser zu verstehen und Therapieansätze individueller zu modifzieren bzw. mit therapeutischen Inhalten zu verknüpfen.

 

 

Kreativität als heilende Kraft und  „self portrait therapy“

« Das Fotograferen macht die Welt wieder bunt.» Wenn ich draussen bin und die Kamera dabeihabe, sehe ich wieder all das Schöne um mich herum. Und ich komme an Orte, die ich sonst nie besucht hätte.»

« Während des Fotografierens gerate ich hin und wieder in eine Art "Flow". Ich bin dann völlig vertieft und habe einen "freien Geist".»

« Während dieser Therapiestunden lasse ich alle Gefühle zu, die ich im Alltag hinter einem Vorhang verschleiere. Es fühlt sich an, als könnte ich meine Gefühle während des Fotografierens analysieren und ordnen.»

« Wenn ich meine Kamera dann schließlich ausschalte, geht es mir besser. Ich habe einen Teil der Trauer, der Wut, der Unsicherheit an meine Bilder abgegeben. Sie sind darin festgehalten und werden für immer eine Erinnerung sein. Es tat unglaublich gut, die Alles-okay-Fassade abzulegen und zu zeigen, was ich fühlte.»

« Es scheint, als würde diese Therapie bevorzugt mit Hilfe von Selbstportraits funktionieren. Wahrscheinlich, weil man sich so intensiv mit sich selbst auseinandersetzt. »